Mac Miller
Als ich vor zehn Jahren das erste Mal ein Song von Mac Miller hörte, war ich gerade mal fünfzehn Jahre alt. James McCormick eroberte als siebzehnjähriger Amerikanischer Rapper aus Pittsburgh die weltweite Hip-Hop-Szene.
Ich, und mit mir wohl tausende von Jugendlichen aus aller Welt konnten diesem selbstbewussten, coolen und unglaublich gut rappenden Künstler nicht widerstehen und konnten hautnah miterleben, wie das Internet das Leben eines Künstlers grundlegend verändert, vorangetrieben, geformt und letztendlich zerstört hat.
In seinem Song «Cruisin’», der im Mai 2009 erschienen ist, stellt sich der junge Mac Miller als gekonnt und auf groovigen Beat rappenden Amerikanischen High School Schüler vor. Mac kannte keine Sorgen, trug die freshesten Kleider und war umgeben von Freunden und Frauen.
Was gab es damals wohl coolers?
Mac Miller gehört nicht zu den erfolgreichsten Rappern, doch hat er die weltweite Jugend wohl geprägt wie nur wenige Künstler dieser Zeit. Seine Songs waren stets motivierend, positiv und inhaltsreich. Ein weiterer Song aus dem Jahr 2009 veröffentlichte er im Dezember auf Youtube, «Live Free» startet er mit einer Nachricht an alle die nicht an sich selber glauben.
They gunna try to bring you down
Hating is what they do
But you gotta keep a smile
Stay up on your move
Live free, live free, live free, live free
In den folgenden Jahren veröffentlichte Mac Miller zahlreiche Lieder und Alben, mit darunter «Nikes on My Feet». Mit diesem Song erreichte er erstmals einen weltweiten Hit und veröffentlichte zugleich eine der wohl besten Nike Werbungen überhaupt. Der Song thematisiert, wie der Titel schon verrät, die Nikes an seinen Füssen, im Musikvideo auf YouTube sieht man diverse Sneakers und auch die heute weltweit erfolgreiche und oft ausverkaufte Marke Supreme ist mit einem Kleber im Video präsent.
Mac Miller verkörperte jahrelang den coolsten Jugendlichen überhaupt.
Schaut man seine Musikvideos retrospektiv an, fällt einem auch auf, dass das Kiffen ein stetiger Begleiter des jungen Mac Millers war. Ein weiteres Identifizierungsmerkmal für tausende von Jugendlichen weltweit. Mac kifft und ist erfolgreich, weshalb sollte ich denn das nicht können?
Heute zehn Jahre später schaue ich mit Tränen in den Augen auf diese Zeit zurück. Genau vor einem Jahr ist James McCormick in seinem Studio in Los Angeles an einer Überdosis gestorben, verursacht durch eine tödliche Mischung von verschiedenen Medikamenten. Wie konnte es so weit kommen?
In den Jahren vor seinem Tod habe ich Mac Miller ein wenig aus den Augen verloren, musikalisch war es ruhiger um in geworden, das letzte Album vor «Swimming» erschien 2016 und auch auf den Sozialen Medien war er weniger präsent unterwegs als andere Musiker unserer Zeit.
Was ist nur mit dem übermütigen, glücklichen, selbstbewussten Mac Miller geschehen, dass ihn ein so trauriges Schicksal heimsuchte?
Sein letztes Album «Swimming», ein musikalisches Meisterwerk, erschien am 3. August 2018 und wiedergibt ein komplett anderes Bild von Mac Miller – knapp zehn Jahre nach seinem fulminanten Aufstieg. Er spricht, singt und rappt von diversen Leiden, unglücklicher Liebe, Drogen, Einsamkeit, Trauer und Schmerz. Gleichzeitig gibt einem das Album teils das Gefühl, Mac habe sich durch den künstlerischen Prozess von dieser schwierigen Zeit erholt und alles sei vielleicht doch schon wieder auf dem Weg zur Besserung. Sein Tod einen Monat später zerbrach jegliche dieser Hoffnungen.
Isn't it funny? We can make a lot of money
Buy a lot of things just to feel a lot of ugly
In seinem Song «2009» singt Mac Miller «it ain’t 2009 no more» und spricht an mehreren Stellen von psychischen Schmerzen und Problemen. Der Erfolg und der damit verbundene Reichtum scheint ihn überwältigt und überfordert zu haben, so dass er oft nur noch durch Drogen zu seinem Glücksempfinden fand.
Yeah, they ask me what I'm smilin' for
Well, because I've never been this high before
In der Nacht seines Todes veröffentlichte James McCormick eine letzte Instagram-Story in welcher das Ende seines Song «So it goes» im Hintergrund zu hören ist. Das Ende ist rein instrumentell und kommt einem langen, langsamen, dramatischen Ausklingen des Lebens gleich. Wenn ich es höre und dabei daran denke, dass Mac Miller in den letzten Minuten seines Lebens dieses Lied gehört zu haben scheint, läuft es mir kalt den Rücken herab.
Okay, well, you could have the world in the
palm of your hand
You still might drop it
And everybody wanna reach inside your pockets
So it goes
(…)
My god, it go on and on
Just like a circle, I go back to where I'm from
Mit seinem letzten Album hat uns Mac Miller wahrlich ein musikalisches Meisterwerk hinterlassen. Das Album strotzt vor Diversität und wiederspiegelt sein Leiden der letzten Jahre unglaublich real und nahe. Es zeigt uns, was für ein unglaublich talentierter Musiker Mac Miller war und dass wir ihn in den letzten Jahren seines Lebens vielleicht doch etwas mehr schätzen hätten sollen.
Mac Millers tragischer Tod erinnert uns ans Wesentliche im Leben. Man sollte die eigene Glückseligkeit, seinen Lebenswillen, die Freude, Liebe und Zuneigung anderer und psychische Gesundheit, wie vieles Anderes, nicht für selbstverständlich ansehen und wahrhaftig zu schätzen wissen. Mac Millers tragische Geschichte legt uns die dunklen Seiten der Onlinebekanntheit offen, Millionen von Followers und doch stirbt er alleine, einsam und traurig in seinem Studio in Los Angeles. Das Internet und die sozialen Medien wiederspiegeln nicht die Realität und vermitteln oft ein künstliches Abbild einer Person.
Früher war Mac Miller das Sinnbild eines erfolgreichen, weltweit bekannten jungen Rappers der tun konnte was er wollte ohne gross mit Konsequenzen rechnen zu müssen. Heute steht er für ein Beispiel, dass Erfolg, Berühmtheit und Geld eben nicht vor Dingen wie Trauer, Sucht, Einsamkeit, erfolgloser Liebe oder psychischen Problemen schützen. Wir sind alles Menschen und im Inneren alle gleich. Lass uns das Leben schätzen und anderen Menschen helfen, die es zu Zeiten nicht können. Lass uns über psychische Probleme sprechen und gemeinsam Lösungen suchen. Lass uns allen zeigen, weshalb ein Leben wirklich lebenswert ist. Nicht wegen des Erfolgs, Geldes oder Berühmtheit, sondern wegen der Liebe, Freundschaft, Familie und noch so vielen kostenlosen Dingen.
Rest in Peace Mac./lucagns