Der trügerische Geist – wie wir uns selbst und andere wahrnehmen

Ist dir auch schon aufgefallen, dass wir Menschen uns selbst anders wahrnehmen als wir unsere Mitmenschen wahrnehmen? Gleiche Qualitäten beurteilen wir unterschiedlich, je nachdem ob sie auf uns selbst oder andere zutreffen.

Beispielsweise beachten wir eine [sichtbare] Narbe bei Mitmenschen fast gar nicht, doch bei einem selbst ist sie alltäglich ein Problem. Wir stören uns ab eigenen Macken und bei Mitmenschen fallen sie uns gar nicht erst auf. Wir bewundern andere für ihre Leistungen und vergessen, die Eignen zu zelebrieren. Wir vergleichen uns stets – unser Geist sabotiert uns tagtäglich und lässt uns im Glauben, dass alle anderen alles immer besser machen als wir selbst es tun. Wir bewerten eigene Erfolge weniger gut, als die unserer Mitmenschen. Weshalb tun wir das?

Unser Geist [unsere Seele oder wie man «es» auch immer nennen möchte] ist trügerisch und eine Saboteurin. Weshalb macht «es» uns so schwierig, eigene Stärken und eigene Erfolge zu feiern? Eigentlich sollten wir doch [genau umgekehrt] eigene Erfolge und Stärken umso mehr zelebrieren als die unserer Mitmenschen. Hier spielt vielleicht auch die Gesellschaft eine Rolle: wird uns doch immer gesagt, man solle bescheiden sein und selbstbewusste Menschen werden oft als arrogante Angeber abgestempelt. Für mich ist dies unerklärlich.

Eine positive Eigenwahrnehmung sollte von klein auf unterstützt und gefördert werden. Ein gesundes Selbstbewusstsein ist für mich ein wichtiger Grundbaustein für ein gelingendes Leben und eine positive Eigenwahrnehmung ist ein wichtiger Grundbaustein für ein gesundes Selbstbewusstsein.

Es gilt, kritisch zu hinterfragen, weshalb viele Menschen eine so verzerrte Eigenwahrnehmung haben und wie man dies für kommende Generationen vorbeugen kann. Wir sollten Institutionen, die das gegenseitige Vergleichen fördern [wie bspw. die Werbebranche, die sozialen Netzwerke, die Boulevardmedien etc.] kritisch hinterfragen und entmachten. Es gilt gegenseitige Akzeptanz, realistische Vorstellungen und Erwartungen und den Umgang mit ehrlichen Komplimenten und Kritik zu fördern. Wir müssen uns wieder klarwerden, um was es im Leben wirklich geht und welches die wirklich wichtigen Faktoren für ein gelingendes Leben sind.

Heute geht es nur um Profit – das Wohlergehen der Gesellschaft hat an Wert verloren. Es ist rentabler, dass sich alle miteinander vergleichen und unglücklich sind, statt, dass wir eine positive Eigenwahrnehmung und ein gesundes Selbstbewusstsein haben – ganz unabhängig von [belanglosen] materiellen Gütern.

Luca Gnos